„Wie es mir geht“ – Nach einem Jahr Pandemie: Regisseurin Susanne Zaun
„Mir geht es gut, und ich fühle mich privilegiert, weil ich arbeiten „darf“. Mir geht es schlecht, weil mir die Perspektive fehlt oder auch ganz banal: das Publikum.
Ich arbeite gerade für das Schlosstheater Moers an meinem neuen Stück „Männer allein imWald“. Unter der Prämisse einer utopischen Zukunft, in der Patriarchat und Zweigeschlechtlichkeit nicht mehr existieren, schauen wir auf die Spezies Mann der Gegenwart. Textgrundlage sind Gespräche, die ich in den letzten Monaten mit unterschiedlichen Männern bei Waldspaziergängen geführt habe. Auf vielen Ebenen des kreativen Prozesses wurde die Pandemiesituation mitgedacht (die Schauspieler*innen spielen hinter Schaufenstern in einem alten Einkaufszentrum, das Publikum bewegt sich in Kleingruppen und kontaktarm mit Kopfhörern). Und trotzdem muss der Premierentermin zum jetzigen Zeitpunkt ungewiss bleiben. Das ist verständlich und frustrierend zugleich.
Rahmungen zu schaffen und Räume zu kreieren, die Kontexte verschieben, um gemeinsam nochmal neu zu hören, was gesprochen wird – das ist mein künstlerisches Interesse. In dem Moment, in dem das Publikum abwesend ist, bleiben die Räume leer, und die Rahmungen greifen nicht mehr. Die Verschiebung bleibt aus. Das Theater erstarrt in Selbstbezüglichkeit, wenn sein Gegenüber fehlt.
Neuen Input gibt es aufgrund der monothematischen Allgegenwart der Krisensituation kaum noch. Strukturprobleme der Freien Szenen und des Stadttheaters verschärfen sich. Ich mag darüber nicht jammern, sondern wach bleiben für produktive Zweifel und für den Moment, wenn das Gegenüber zurückkehrt.“
Unter der Prämisse einer utopischen Zukunft, in der Patriarchat und Zweigeschlechtlichkeit nicht mehr existieren, schauen wir auf die Spezies Mann der Gegenwart.
Susanne Zaun (Regisseurin "Männer allein im Wald")