Abgehau’n - Die Prinzen

Ich bin 13 Jahre alt und unsterblich sowie heimlich verliebt in Florian aus der Parallelklasse, ebenso 13 und meiner Meinung damals nach zu schön für diese Welt.

Wie fast jeden Abend sind wir auf dem Weg in den nächsten Ort, um dort zu Abend zu essen. Wir laufen die Serpentinen entlang, links von der Straße geht es steil bergab, rechts sind die großen Felsen mit Netzen abgesichert, trotzdem liegen ein paar kleinere Felsbrocken am Straßenrand, haben sich vom Netz nicht aufhalten lassen. Für Fußgänger gibt es nur einen schmalen Weg an den Felsen entlang, man läuft hintereinander und ich trotte meinen Eltern und Verwandten mit großem Abstand hinterher.

Es liegt Schnee, an den wenigen Verkehrsschildern hängen riesige Eiszapfen und im Tal wurden große Eisskulpturen erschaffen, die man von hier oben auch noch schemenhaft im Lichtkegel der Straßen- laternen erkennen kann. Ich habe vom Skifahren Sonnenbrand im Gesicht und Muskelkater in den Beinen, bin vom langen Tag auf der Piste todmüde aber auch unglaublich hungrig.

Auf einer überspielten Kassette höre ich mit meinem hellblauen Sony Walkman und den alten Bügelkopfhörern das Prinzen Album „Küssen verboten“ rauf und runter, Reservebatterien immer in der Jackentasche.  Bei „Abgehau’n“ spule ich immer und immer wieder zurück, um es nochmal zu hören, tauche ein, bekomme von der Außenwelt überhaupt nichts mehr mit, liefere mich meinem jugendlich-naivem Herzschmerz völlig aus und träume mich weit weg.