Erinnerungstag: 24.05.2020 | Erinnerungszeit: 14:15 Uhr | Marvin Chlada

High Voltage - Ac/DC

Erinnerung

Als „Brian Johnson“ damals …

 

Sommerferien 1981

Im Alter von 10 Jahren wurde ich vom AC/DC-Fieber befallen. Wann genau und wo wie ich mich angesteckt hatte, weiß ich nicht mehr. Aber ich kann mich recht gut noch an all die Magazine, Poster, Kassetten und Schallplatten in meinem Kinderzimmer erinnern, daran, wie ich Oma darum bat, mir das AC/DC-Logo auf ein T-Shirt zu bügeln oder Aufnäher an Jacke und Hose anzubringen. Dass AC/DC nicht nur eine Bezeichnung für Gleichstrom/Wechselstrom ist, sondern auch Dinge wie Bisexualität damit zum Ausdruck gebracht werden können, hatte sich schnell herumgesprochen. Aber all das sagte mir nicht viel. Einmal hatte ich eine meiner Lehrererinnen darum gebeten, mir ein paar AC/DC-Texte zu übersetzen. Ergiebig war das nicht gerade. Lass dir als Kiddi mal von einer Lehrererin Songs á la „Big Balls“ oder „Let me put my love in to you“ übersetzten – echt peinlich. Aber wie gesagt, mit all dem Drumherum wusste ich zu dieser Zeit ohnehin kaum was bis gar nix anzufangen. Das kam erst noch. Was damals für mich zählte, war allein der Sound und der verteufelte Rhythmus, der mich gepackt hatte. In Jungendhäusern, auf Stadt- und Kinderfesten tobte ich mich zusammen mit ein paar Freunden (von denen einer aussah und abging wie Angus Young!) entsprechend aus. Stundenweise Playback, mit selbstgebastelten Gitarren aus Holz und Verstärkern aus Pappe. Als angehender Provinzrocker sah ich meine Aufgabe primär darin, jeden und jede davon zu überzeugen, dass es den komischen Texten und Codes zum Trotz keine bessere Musik als die von AC/DC gibt oder je geben könne. Ich hatte eine Mission! So auch in den Sommerferien im Jahre 1981, die wir, wie fast alle Ferien, auf einem Bauernhof irgendwo in Bayern verbrachten. Ich hatte einen mittelgroßen, tragbaren Kassettenrekorder mit dabei. Mit diesem beschallte ich, wann immer sich die Möglichkeit bot, alles was sich bewegte, egal ob Mensch oder Tier oder Staub, den der Wind verwehte. An einer umzäunten Wiese, auf der einige Kühe grasten, entdeckte ich ein Gerät, worauf ein Blitz als Warnzeichen geklebt war. Sicher, die Bedeutung eines Blitzes auf Geräten war mir wohl bekannt. Aber dieser Blitz sah haargenau so aus, wie der Blitz, den ich vom AC/DC-Logo kannte. Wow! Das wollte ich mir natürlich genauer ansehen. Und so stellte ich den Kassettenrekorder und auch das Päckchen Kakao, das ich bei mir hatte, neben mir ab, um mich der Sache genauer widmen zu können. Ein Fehler. Ich bekam derart eine gepfeffert, dass ich rückwärts zu Boden ging, wo ich vor Schock eingerollt liegen blieb. Scheiße, wieviel Volt mögen das gewesen sein! Mir wurde schwarz vor Augen. Mein Arm schmerzte wie verrückt. Und aus dem Rekorder neben mir dröhnte „High Voltage“. Ausgerechnet „High Voltage“! Als der Song zu Ende war, war auch ich am Ende.

Seither zuckt es, wann immer ich das Album irgendwo erspähe oder den Titel-Song höre, kurz in meinem Arm. Egal ob Original oder Cover-Version. Und dann muss ich grinsen. Oh ja, ich mag den Song noch immer. Er sagt mir was.

Kasette Kopfhörer Klemmbrett

IfAt

Angaben zum Experienten/ zur Experientin:

Name: Marvin Chlada
Geschlecht: männlich

Angaben zum Experiential Recording:

Erinnerungstag: 24.05.2020
Erinnerungszeit: 14:15 Uhr
Interpret*in/ Song: Ac/DC

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